Die Geschichte von Altona
Altonas Geschichte ist eng verbunden mit der von Heilwig, Frau von Adolph IV., am 24. Februar 1246 gegründeten Zisterzienserinnen-Kloster in ‚Herwerdeshude‘, das jedoch 1295 ins Jungfrauental verlegt wurde und 1530 der Reformation zum Opfer fiel. Vermutlich gab es bereits hier, wie durch Benedict von Nursia (Benediktinerregel um 540) und Karl dem Großen (admonitio generalis von 789) vorgeschrieben, eine “innere“ Klosterschule.
Ottensen wurde 1390 Vogtei. Die erste Schule wurde hier vermutlich von der ersten Gemeindekirche von 1547/8 unter Rumond Walther betrieben, der die lutherische Lehre in Ottensen einführte. Zu dieser Zeit besuchten die wenigen Bewohner aus Altona die Kirche in Ottensen, da sie keine eigene hatten.
Altona als nachfolgende Ortschaft von ‚Herwardeshude‘ bildete sich im 16. Jahrhundert durch Förderung der Schauenburger Grafen zu Holstein-Pinneberg heraus.
Aufgrund der repressiven Herrschaft der Habsburger unter Philipp II. gegenüber Calvinisten, Protestanten, Mennoniten und Juden in den Niederlanden (1567), Spanien (1580 und 1585) und Portugal (ab 1580 habsburgisch) und der religiösen Toleranz der dänischen Könige lassen sich viele Flüchtlinge in Altona und Ottensen nieder und führen zum Aufschwung der aufstrebenden Orte, der auch nicht durch den Dreißigjährigen Krieg aufgehalten wird.
Nachdem die Gründung Glückstadts 1617 nicht den durchschlagenden Erfolg hatte, einen Nordseehafen an der Unterelbe zu gründen, und Altona durch Aussterben der Schauenburger Grafen zu Holstein-Pinneberg 1640 an die dänischen Könige fiel, wandten diese sich Altona zu.
So erhielt ‚Altena‘ (deutsch: Altenaue) am 23. August 1664 Stadt-, Markt- und Münzrecht und zudem 1683 eine höhere Lateinschule.
Ab 1650 waren die Gemeinden in Holstein verpflichtet, eigene Schulen zu unterhalten, und Ottensen richtete eine eigene Küsterschule ein. Zuvor war Ottensen als Gemeinde an die St. Petri Kirche Hamburg angebunden. 1667 wird für Bahrenfeld eine Dorfschule erwähnt.
Am 7. Juli 1688 erlässt der dänische König Christian V. die neue Schulordnung für die Herrschaft Pinneberg. Schulmeister sind in bürgerlichen Gemeinden einzustellen und der Landdrost und der Probst haben die Schulpflicht durchzusetzen. Spätestens mit Einsetzung des ersten Probstes Johannes Bolten in Altona am 7. Januar 1737 wechselt die kirchliche Bedeutung von Ottensen zu Altona.
Parallel entwickelten sich private Bildungsanstalten. Aus der Fischerschen Anstalt in Ottensen entstand die erste kommunale Schule 1876/8 und aus der Baur’schen Warteschule (heute Kemal-Altun-Platz; zwei weitere Schulen der Baur Stiftung waren in Altona) die späteren Schulen Lagerstraße (heute Gaußstraße/Bahrenfelder Straße). Erst am 4. Oktober 1889 nach der Eingemeindung Ottensens in Altona endet offiziell die geistliche Schulaufsicht in Ottensen.
Altona hatte bereits seit 1823 neben einem privaten Schulwesen acht kommunal finanzierte Stadtschulen, „gehobene Volksschulen“ mit sechs aufsteigendenKlassen. Von den um 1870 in Altona noch bestehenden 54 Privatschulen wurden die letzten 1924 aus finanziellen Gründen geschlossen. (Schmidt, S. 279)
Die Zerstörung vom 8. Januar 1713 durch die Schweden hatte zur Folge, dass Altona planmäßig modern wieder aufgebaut wurde und eine der fortschrittlichsten Bildungseinrichtungen inklusive Lehrerausbildung des Heiligen römischen Reichs erhielt: das Christianeum. Diese Hohe Schule war zugleich Gymnasium und Hochschule. In den Städten Bern, Straßburg oder Duisburg waren Hohe Schulen Vorläufer von Universitäten. Die neue Zentralplanung im Nationalsozialismus und der Anschluss Altonas verhinderten die Planungen für ein eigenständiges Lehrerbildungsinstitut.
Eine weitere bedeutsame Reformschule war die Oberrealschule (Gymnasium) von Ernst Schlee von 1870 bis 1998, die eine neusprachliche Ausrichtung hatte. Sie befand sich wie das Christianeum am Schulcampus Königstraße, der seit 2015 völlig umgestaltet wird. Zum Schluss lag ihr Standort an dem der heutigen Stadtteilschule Flottbek, die 2016 aus der weiterführenden Schule Goosacker entstand.
Der Anschluss Altonas und Ottensen 1844 an das dänische Bahnnetz und die 1853 festgelegte Zollgrenze zwischen Ottensen und Altona führte zum Aufschwung Ottensens zum Zentrum von Schwerindustrie, Glasbläserei, Tabakindustrie und weitere Gewerbeansiedlungen, sodass von 1871 bis 1889 die Stadt Ottensen entstand, die nur schwer es schaffte, kommunale Infrastruktur wie Schulen zu bauen.
Es entstanden in Ottensen 1878 (Rothestraße) und in Bahrenfeld 1880 (Regerstraße) kommunale Schulen. Trotzdem war der Anschluss an Altona vom damaligen Ottensener Bürgermeister Bleicken 1889 als notwendig angesehen worden. Durch diesen Anschluss gelangten Flottbek, Othmarschen, Stellingen, Eidelstedt und Bahrenfeld ebenfalls an Altona. Unter Max Brauer vergrößerte sich Altona 1927 durch das ‚Groß-Altona-Gesetz‘ nochmals und reichte nun bis Rissen.
Nun wurden kommunale Schulen in den neuen Stadtteilen gebaut, wie die heutige Haubachschule (1905), Oberrealschule Altona-Ottensen (1910), Schule Regerstraße, Schule Lagerstraße, Schule Daimlerstraße, Lyzeum Allee (1905), Schule Chemnitzstraße u.v.m., sowie Berufschulen für Uhrmacher, für Maschinenbau und für Navigation. In den 1920er Jahren entstanden die Schulen Steenkamp-Siedlung und das Lehrerbildungsinstitut. Letzteres wurde durch die Nazis aufgelöst und neuer Standort des Christianeums bis 1970.
Auch wenn in Bahrenfeld bereits 1939 praktiziert, so wurde erst von 1965 bis 1972 der Koedukative Unterricht schrittweise eingeführt.
2010 erfolgte eine Neuordnung der Hamburger Schulen. Es entstanden Stadtteilschulen entweder aus den Gesamtschulen wie Regerstraße, Kurt-Tucholsky-Schule, Max Brauer Schule oder aus den Haupt- und Realschulen wie am Goosacker. Die Haupt- und Realschule Othmarscher Kirchenweg wurde zur Grundschule. Die Gesamtschule Chemnitzstraße fiel dem Wohnungsbau zum Opfer, war aber Keimzelle für die neue Louise Schroeder Schule im Altonaer Münzviertel (Möllerpark). Die Schulformen Aufbaugymnasium, Realschule, Hauptschule, und Gesamtschule wurden aufgelöst.
Doch es kam auch zu folgenschweren Schulschließungen wie 1998 im Fall des Schlee-Gymnasiums, der Bruno-Tesch-Schule (Chemnitzstraße, 2006) und Pestalozzischule (2010; Kleine Freiheit, KER11), die sich heute noch auswirken. Der seit dem Zweiten Weltkrieg brachliegende Standort Schomburgstraße wurde bebaut. Die letztgenannten Schulen wurden in Flächen für den Wohnungsbau umgewandelt.
Mit der Forcierung des Wohnungsbaus, insbesondere nach der Finanzkrise 2008, entstanden und entstehen vor allem in Altona, Bahrenfeld, Ottensen, Othmarschen und Flottbek neue Quartiere wie
- Othmarscher Höfe
- Neue Mitte (Abschnitt I und II)
- Holstenareal
- Quartier Doormannsweg
- Quartier Stahltwiete
- Quartier Kühnehöfe
- Quartier Schützenstraße
- Quartier Schomburgstraße
- Quartier Altonaer Münzviertel (Louise Schroeder Straße/Holstenstraße)
- Quartier der ehemaligen Altonaer Pestalozzi-Schule
- Quartier Fischers Allee
- Quartier Trenknerweg
- Quartier Othmarscher Kirchenweg
- Quartier ehemalige Feuerwache Behringstraße
- Quartier Arnoldstraße
- Quartier Neuer Bahnhof Altona (Diebsteich)
- Quartier Ohmstraße
- Quartier Kolbenschmidt/Hermes-Euler
- Quartier Von-Sauer-Straße
- Quartier Ecke Stresemannstraße/Kieler Straße
- Quartier Trabrennbahn
- Science City am DESY.
Außerdem wurden viele Häuser in ehemaligen Baulücken errichtet oder aufgestockt. Neu ist auch eine regelhafte siebenstöckige Bebauung. Der Wohnungsneubau richtet sich vor allem an mobilere Bevölkerungsgruppen wie junge Familien, und führt zu einem Kinderboom, was grundsätzlich sehr positiv zu bewerten ist.
Doch die BSB reagierte nur zögerlich darauf und ging davon aus, dass die bislang bestehenden Schulen die steigende Kinderzahl aufnehmen können. 2012 wurde die Stadtteilschule Altona in der Neuen Mitte geplant, die aber bis zum Erscheinen des SEPL 2019 noch nicht begonnen wurde zu bauen.
2015 entstand die Idee eines neuen Gymnasiums am historischen Standort des Christianeums und Schlee-Gymnasiums an der Struenseestraße. Doch verzögerte sich der Baustart durch die Zuplanung des Deutsch-Französischen Gymnasium um fast ein halbes Jahrzehnt.
Leider reagierte die BSB auf steigende Schülerzahl bis 2019 ansonsten nur mit Verdichtung der bestehenden Schulen. Die Bezirksversammlung Altona drängte per Beschluss am 28. Februar 2019 auf den Neubau von Schulen. Im SEPL 2019 werden in Altona sechs neue Schulen angekündigt, wie z.B. der Schulcampus Kieler Straße (ehem. Kurt-Tucholsky-Schule), auf dem Gelände der Trabrennbahn Bahrenfeld, am Asklepios-Krankenhaus Altona, im VIVO, am Diebsteich und an weiteren Standorten. Die von der Bezirksversammlung Altona geforderte Schule Gasstraße zur Entlastung der Max Brauer Schule blieb hingegen unberücksichtigt.
[M. Newie]